Sonntag, 30. September 2012

Geburts Tag

Als ich heute morgen geboren wurde, spürte ich einen leichten Schmerz im Rücken. Auf wundersame Weise war mir die Erinnerung an mein früheres Leben nicht genommen worden. Ich konnte mich an einiges aus der Vorzeit erinnern. Mit wackeligen Beinen ging ich zum Fenster. Obwohl Ende September, schien mir die Sonne in strahlend warmen Licht ins Gesicht. Ein schöner Tag, um zu leben.

Ich stolperte durch die Wohnung, die anscheinend mein Zuhause werden sollte. Überall lagen leere Flaschen und abgerissene Dekorationen herum. Anscheinend hatte es hier am Vorabend eine riesige Party gegeben. Schade, dass es mich da noch nicht gab. Dem Augenschein nach musste es recht feuchtfröhlich zugegangen sein.

Aber wo war meine Mutter? Hatte ich überhaupt eine? Soweit ich es aus meinem Instinktgedächtnis entnehmen konnte, wurden Säuger doch immer von ihrer Mutter geboren, die sie dann auch anfangs ernährte und aufzog. Zum Glück fanden sich reichlich Essensreste und Trinkbares in meinen Räumen, mit denen ich meinen ersten Hunger und Durst stillen konnte.

Ich blickte an mir herunter. Ich war nackt. Wahrscheinlich der normale Zustand für einen Neugeborenen, nun aber begann ich zu frösteln. Die Sonnenstrahlen durch die geschlossenen Fenster reichten nicht aus, um mir die gewohnte Wärme des Mutterleibes zu ersetzen.

In einem Nebenraum entdeckte ich eine Dusche. Mein Instinktspeicher ließ mich ohne nachzudenken die richtigen Bewegungen ausführen, so dass bald warmes Wasser auf meine Haut prasselte und alle Reste der Geburt von mir spülte.
Ich fiel in eine Art Trancezustand. In einem Schnelldurchlauf lernte ich die Zusammenhänge der Welt kennen, die anscheinend abrufbereit pränatal irgendwo in meiner Gehirnstruktur gespeichert worden sein mussten. Es gab Leben und Tod. Dazwischen blieb den irdischen Lebewesen ein wenig Zeit, um aktiv zu werden. Nur selten wussten diese Lebewesen um die genaue Zeitspanne ihres aktiven Daseins auf der Erde. Eintagesfliegen etwa, konnten es sich denken. Schließlich trafen Sie nie andere Eintagesfliegen, die ihnen vom Vortag erzählen konnten. Sie lebten wohl sehr bewusst ihr Leben.

Mir wurde mulmig. Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie einen anderen Menschen getroffen, der mir von früheren Zeiten berichten konnte. Vielleicht war ich ein Eintagesmensch und mein Leben am Abend schon wieder vorbei? Reflexartig stoppte ich den Wasserfluss der warmen Dusche und erstarrte. Meine Uhr tickte. Ich musste Leben.
Jetzt sofort.

Montag, 24. September 2012

Kundenservice verkehrt

"Tanzschule" Kreatango in der Obentrautstraße. Die Webseite leicht veraltet, aber mit reichhaltigem Programm. Wir wollten testweise mal einen Open-Class-Kurs dort besuchen. Klingeln? Keine Reaktion. Zehn Minuten vor Kursbeginn kommt ein weiteres Tanzpaar und wartet mit uns gemeinsam. Der Tanzlehrer sei etwas unzuverlässig und komme öfter mal knapp oder verspätet. Oder (wie kürzlich geschehen) auch gar nicht. Gar nicht?? Das war leider prophetisch auch für den heutigen Tag: eine akademische Viertelstunde nach geplantem Kursbeginn gehen wir alle entnernvt nach Hause.
Naja, war mal ein Versuch. Reicht dann auch für immer mit diesem einen.
Macht doch wenigstens ein Schild an die Tür: Herabgewirtschaftete Tanzschule zu verkaufen. Dann weiß jeder Bescheid.

Dienstag, 18. September 2012

Magnum aus der Bergmannstraße

Auf der Suche nach einem knackigen, grellen Hawaiihemd für meine geplante schräge Magnum-Mottoparty stieß ich aufs "Colours" in der Bergmannstraße: Der Laden ist der Hammer für Vintageklamotten (früher, in Verkennung der wahren Bedeutung dieses Kulturguts, "2nd Hand Kleidung" genannt). Ich bin eigentlich nicht der Gebrauchte-Kleidung-Träger, aber bei der sensationellen Auswahl und Präsentation komme ich gleich auf ganz neue Partyideen.... 70er Jahre Party, Bad Taste Party, Wildlederparty, Hutparty, ....

Das Publikum dort ist unerwartet cool: eher studentische Berlin-Fashion-Elite auf der Suche nach hippen Einzelstücken, als Hartz-IV-Shopper. Für mein schönes Hawaiihemd und die dazu passende, unglaublich furchtbare, kurze, enge, weiße Polyamidhose im perfekten Magnum-Look zahle ich dann zusammen ganze 3,31 EUR. Japp.
Hier werde ich zwar nicht Stammgast, aber mit Sicherheit Wiederholungstäter.

Montag, 17. September 2012

"To Rome With Love"

Ich bin kein Woody Allen Fan. Und werde es wohl auch nicht werden... Der vorletzte, "Midnight in Paris", war ein genialer Film, aber leider (für mich) eine Ausnahme von Woody Allen. "To Rome With Love" nun war nun zwar kein schlechter Film, aber eben auch nicht das, was mich in höchste Glücksgefühle versetzte. Zu viele Absurditäten, Nebenhandlungsstränge, die zur Haupthandlung nichts beitragen. Aber ich verstehe ja Helge Schneider auch nicht... Der Hauptstrang ist jedoch schön, romantisch, sympathisch. Die Rombilder alle bezaubernd. Wie schon die Parisbilder im vorherigen Film.

Definitiv genialistisch: Die Operninszenierung mit Duschkabine auf der Bühne, damit der Bestattungsunternehmer, der leider nur unter der Dusche so gut singen kann, auch auf einer Bühne brillieren kann, auf die Idee muss man erst einmal kommen...

Ein schöner Dialog bleibt mir im Gedächtnis:
Allen sitzt mit seiner Frau im Flugzeug, Landeanflug, es wird unruhig.
Sie: "Beruhige Dich, das sind nur Turbulenzen".
Er: "Ich kann mich bei Turbulenzen nicht beruhigen. Ich bin Atheist!"

Sonntag, 16. September 2012

Goldberg

Restaurantkurzkritik: Mal wieder im Goldberg gewesen (Kreuzkölln), unglaublich gute Gnocchi, gute vegetarische Lasagne, sehr guter Salat. Und wie immer: superfreundlich! Das richtige Ambiente, um mal eben in drei, vier Stunden alle Weltprobleme zu lösen und nebenbei zwei Kilo zuzunehmen.

Samstag, 15. September 2012

BVG-Fähre


Es hat nur knapp neun Jahre gedauert, bis ich es endlich nun mal geschafft habe, mit einer der BVG-eigenen Fähre unter Ausnutzung meiner Monatskarte über den Langen See in Köpenick zu schippern. Zwar namenswidrig nur ein kurzes Vergnügen, aber doch irgendwie malerisch. Würde ich in der Nähe wohnen, wäre ich vermutlich täglicher Stammgast und würde mich nur hin und her fahren lassen...

Köpenick ist ohnehin wunderschön. Alte Häuser, alte Bäume, große Gärten. Die kombinierte Geburtstags-/Promotions-/Schwangerschafts-Gartenparty zu der ich eingeladen war, fand in so einem alten Garten statt, Herbstsonne, anregende Gespräche, phantastisches Essen, da kann man sich zwischen Raum und Zeit verlieren.

Schade, dass die beiden Flügel im Haus so verstimmt waren, sonst hätte der Abend noch ganz anders ausgehen können. So aber ging es schon früher zurück. "Nur" 1:15 Stunden Fahrtzeit bis zurück nach Berlin-Mitte. Da kann man ja gleich bis Leipzig fahren...

Freitag, 14. September 2012

Tango-ART

Ein unterhaltsamer Abend im ART13. Erst ein Mittelstufenkurs (vielseitige Variationen gelernt), dann eine Practica (brauchbare Anleitung) und anschließend Milonga (mit glücklicherweise genügend Tanzraum für jeden) bis um 2 Uhr, da kann man öfters hingehen.
Über sechs Stunden Tango Argentino am Stück.
Ich brauche zwei Tage Pause.

Mittwoch, 12. September 2012

Singleshopping

Zu recht später Stunde, vorhin beim Kaiser's in der Pappelalle, Prenzlauer Berg.

Gang für Gang im Blickwechsel.
Sie nimmt Bananen. Ich nehme Pfirsische.
Sie nimmt eine Packung Milch. Ich nehme die gleiche.
Ich nehme eine Packung Frühstücksmüsli. Sie nimmt die gleiche.
Ich nehme Erdnüsse. Sie nimmt Chips.
Wir stehen an der Kasse hintereinander.
Blickwechsel.
Ich habe meine Kopfhörer drin. Sie hat ihre auf.
Sie geht.
Ich gehe.

Draußen halte ich kurz fragend inne.
Als bekennender Flirtlegastheniker stelle ich fest: einfach ein schöner Moment.
Und gehe mit einem Lächeln nach Hause.

Sonntag, 9. September 2012

Frühstück in Kreuzberg und Brötchenphantasien

Sehr schöne Ergänzung meiner Frühstückslokale: die Helvetia Bar in Kreuzberg (nahe Heinrichplatz). Dieses Schweizer Lokal bietet (neben Rühreivarianten und gut aussehenden Toasts) im Wesentlichen ganze zwei richtige Frühstücke: "großes Frühstück" (9,50 EUR) und "kleines Frühstück" (6,50 EUR). Die sehen dann auch noch fast gleich aus und bereits das kleine ist üppig genug, um satt zu werden: Liebevoll angerichtet, sehr gute Auswahl und Qualität, frische Feigen dabei, Preiselbeermarmelade, leckeres Brot, dezente Klassikmusik im Hintergrund, umsichtige Bedienung, leckerer Kaffee, kurzum perfekt!
Angenehm: man muss nicht reservieren, sondern bekommt auch so einen freien Tisch.
Großes & kleines Frühstück...und auf jedem Tisch stehen Buntstifte zum Malen, nette Idee :-)
Carmen erzählte mir von ihrer Erleuchtung am Vortag. Sie ist seit zwei Jahren mit ihrem Freund zusammen. Gestern fanden sie plötzlich zufällig heraus, dass beide eigentlich gar keine Brötchen zum Frühstück mögen, sondern nur Müsli bzw. Vollkornbrot. Aber sie hatte vor zwei Jahren bei seinem ersten Übernachtbesuch Brötchen für ihn gekauft, und er brachte seither immer welche zu ihr mit, weil er dachte, sie frühstücke ja gerne Brötchen. Und so haben beide sich zwei Jahre lang dem anderen zuliebe mit eigentlich ungeliebten Brötchen zum Frühstück herumgeschlagen, herrlich :-) Das war quasi Watzlawick bzw. Eric Berne live: Wenn (Ehe-)Paare nicht miteinander kommunizieren. Na wir haben jedenfalls schön drüber gelacht. Ein fröhliches Frühstück.

Dienstag, 4. September 2012

Optimism is just lack of information

Nach langer Zeit mal wieder im English Comedy Club Kookaburra gewesen. Inhaber Sanjay Shihora brillierte mit Mathematikunterricht und seiner nackten Haut. Höhepunkt des Abends war jedoch das englischsprachige Programm vom (mir bis dato unbekannten) Klaus-Jürgen Deuser vulgo "Knacki": zurecht tobender Applaus für seine beiden gelungenen Auftritte, mit denen er die ausländischen Klischees des typischen Deutschen (und insbesondere des typischen Berliners) pointiert auf die Schippe nahm. Absolut wiederholenswert.

Frühstücken in Berlin

Eine kurze Zusammenfassung meiner Frühstückscafés der letzten Zeit:

  • Alibi, Oranienstraße, Kreuzberg: Günstig & nett, man findet immer noch einen freien Tisch.
  • Bilderbuch, Akazienstraße, Schöneberg: Während der Woche wunderbar! Wochenends soll da großes Gedränge sein.
  • Gottlob, Akazienstraße, Schöneberg: Eigentlich mag ich das Essen dort sehr gerne, aber zehn Minuten auf den Kellner, und 33 Minuten auf das Frühstück warten ist mir künftig dann doch zu viel.
  • Atlantic, Bergmannstraße, Kreuzberg: Günstiges und gutes Frühstück, aber wenig Kaffee fürs Geld. Sehr freundlich.
  • Dachgartenrestaurant Käfer im Bundestag, Tiergarten: Aufgrund des Preisniveaus nur zu empfehlen wenn man dahin eingeladen wird, Aussicht sensationell, Ambiente & Personal distanziert und leider (zwangs-)spießig, Portionsgrößen recht übersichtlich, aber von guter Qualität.
  • Hannibal, Wiener Straße, Kreuzberg: Ich brauche morgens Ruhe & Frieden und ertrage kein Gedränge am Buffet.
  • Morena Bar, Wiener Straße, Kreuzberg: Immer wieder aufs Neue festgestellt: die können keinen ordentlichen Kaffee machen. Und keinen freundlichen Service. Schade.
  • Café Marx, Spreewaldplatz, Kreuzberg: Freundlich, super Qualität, aber drinnen sehr eng & dunkel. Eigentlich nur etwas für draußen.
  • Mokkabar, Gneisenaustraße, Kreuzberg: Note 1 für Frühstücke, Ambiente & Freundlichkeit. Nur beim Kaffee nicht ganz mein Ding, leider.
  • Schönes Café, Dieffenbachstraße, Kreuzberg: Klein aber 1A.
  • Gasthaus Lentz, Stuttgarter Platz, Charlottenburg: Top, nur drinnen etwas laut.
  • Morgenland, Skalitzer Straße, Kreuzberg: Ich war immer noch nicht drin, weil es nach übereinstimmenden Aussagen permanent überfüllt und mit grässlichem Gedränge am Buffet sein soll.
  • Rote Harfe, Heinrichplatz, Kreuzberg: Früher für ein Buffet-Frühstück eine meiner Lieblingslocations, nach Wechsel in der Küche leider nicht mehr mein Ding.
  • Kuchenkaiser, Oranienplatz, Kreuzberg: Auch zum Frühstück immer eine Empfehlung. Personal immer freundlich!
  • Zimt & Zucker, Schiffbauerdamm, Mitte: sehr teuer, langsame Bedienung, enge Tische.
  • Salon Schmück, Skalitzer Straße, Kreuzberg: Sehr gemütlich, eigentlich lecker, aber für unseren Geschmack hätte es ein wenig sauberer dort sein dürfen...
  • Literaturhaus, Fasanenstraße, Charlottenburg: Im Sommer im Garten frühstücken, herrlich!
  • Helvetia Bar, Mariannenstraße, Kreuzberg: sehr kleine Auswahl, top Qualität, ruhig und nett. 
  • Café Aroma, Hochkirchstraße, Schöneberg: sehr teuer, sehr gut, sehr laut.
Ich merke gerade, ich muss mal wieder in ein paar neue Bezirke.

Gibt es eigentlich Menschen in Berlin, die Sonntags daheim frühstücken? Kleiner Tipp: Ihr werdet vermutlich erst dann wissen, was Ihr verpasst habt, wenn Ihr mal in eine andere Stadt umzieht, ohne so eine großartige Frühstückskultur wie hier in Berlin... Sehr hilfreich finde ich übrigens immer diesen Frühstücksratgeber.

Samstag, 1. September 2012

Eisdiele Falckensteinstraße

Da man sich auf den Berliner Sommer und die Sommertage ja nie so recht verlassen kann, war das vielleicht heute Abend das letzte Eis des Sommers 2012. Zum Glück gabe es heute wieder Pflaumeneis, mein absoluter Favorit hier, zum dahinschmelzen....
Ach ja, vielleicht kommen ja doch noch ein paar warme Abende, ich hoffe drauf.