Freitag, 23. November 2012

David Deery Solo

Nachdem David Deery kürzlich im Kookaburra Club schon einen so guten Eindruck hinterlassen hatte, gingen wir nun zu viert in seine Solo-Show im Hinterzimmer einer namenlosen Bar in Neukölln. Das Programm, kurz gesagt, wieder herrlich. Über anderthalb Stunden gab es kaum eine Phase von mehr als zehn Sekunden am Stück, in denen man nicht lauthals lachte. Und Stand-Up-Comedy ist bei Dave wörtlich zu nehmen: immer wieder greift er Zurufe aus dem Publikum auf, spielt mit den Zuschauern, entwickelt die Show im Fluss der Ereignisse. Der Mann ist echt begabt!
Dicker Wermutstropfen: die Bar ohne Namen ist ein Raucherlokal. Eine Räucherbude vor dem Herrn. Rücksichtslos wird geraucht und gekifft was das Zeug hält, Abluft gibt es nicht erkennbar. Als Deery darum bittet, in dem kleinen Hinterzimmer während der Show aus Rücksicht auf die Nichtraucher nicht zu rauchen erntet er nur unwilliges Gemotze der Tütenraucher, die ihm klar zu verstehen geben, dass hier geraucht wird. Auch wenn Deery dort noch einmal spielen sollte, der Laden sieht mich nicht wieder.

Donnerstag, 22. November 2012

"Oh Boy"

Hohe Erwartungen sind immer gefährlich. Nachdem der erste Versuch, sich den Film "Oh Boy" anzuschauen am ausverkauften Kino scheiterte und Freunden an einem anderen Tag das Gleiche passierte, waren die Erwartungen an dieses Spektakel kaum mehr zu niedrig. Andererseits ist eines immer klar: Berliner lieben Filme über Berlin und stürmen dann prinzipiell die Kinos. Anders als in München, wo man es anscheinend gewohnt ist, Filme über München zu sehen. So wie man dort an Siege von Bayern München gewöhnt ist. Wie langweilig.
Oh Boy ist eigentlich ein glänzender Schwarz-Weiß-Film. Man genießt die Bilder der eigenen Stadt, die, trotz des S/W-Retro-Effekts, erkennbar das Berlin von heute widerspiegeln. Und es sind die Ecken die man liebt, die dieses Stadt typisch, unverwechselbar und liebenswert machen. Ein Film für Berliner.
Dazwischen schöne Szenen mit unterhaltsamen Dialogen, nachdenklichen Momenten, witzigen Dialogen und kafkaesken Momenten eines sprachlosen Hauptdarstellers, der es nicht versteht, sich zu artikulieren.
Insgesamt aber leider ein Film ohne roten Faden!
Die "Handlung"  läuft und plätschert vor sich hin. Und dann - ist der Film plötzlich einfach vorbei.
Es gibt auch nichts großartig aufzulösen, da letztendlich nur ein paar Ausschnitte aus dem Leben des Tom Schilling aufgezählt werden. Gerne hätte man gewusst, wie er das eine oder andere Problem löst. Aber der Film bleibt anekdotenhaft in der (pointierten) Beschreibung stecken.
Schade, wenn man nach einen wirklich gut gemachten Film am Schluss ohne irgendeine Auflösung aus dem Kino geht. Fragende Gesichter überall. Jan Ole Gerster hätte den Film ruhig noch zu Ende drehen können. Dann wäre es eine runde Sachen geworden.

Freitag, 9. November 2012

Gray bei Grau

Die beste Funktion einer Brotbackmaschine ist eindeutig der Timer. Gestern Nacht noch schnell eingestellt und, Zack, heute Morgen durchströmte als Einladung zum Aufstehen der köstliche Duft frischgebackenen Brotes alle Zimmer. Wen stört da schon der graue Berliner Himmel.
Eine CD von David Gray eingelegt, zum warmen Brot selbstgemachte Erdbeer-Pfefferminz-Marmelade einer guten Freundin, ein leckerer Espresso vom Herd, frischer Ingwertee mit ein paar Zitronenschalen und die liegengebliebene F.A.S vom letzten Wochenende. Und heute Abend geht's auf eine schöne Milonga, was für eine Leben!
Tsss, grauer Berliner Winter, Du kannst ruhig kommen.

Dienstag, 6. November 2012

Skispringer im Visier

Ein bewährtes Mittel gegen so etwas wie Novemberblues ist ein Besuch im English Comedy Club im Kookaburra. Leider wurden die Preise erhöht, dafür wenigstens die ollen Klappstühle aussortiert. Allerdings war es auch merklich leerer im Saal, als bei allen früheren Veranstaltungen auf denen ich war. Showchefin Kim ist eine exzellente Moderatorin, wenn auch viele Bausteine ihres eigenen Programms langsam einer Überholung bedürften, irgendwann wird aus Running Gags nur noch eine Pflichtübung, zu der man aus Höflichkeit klatscht. Immerhin, ein Anfang ist gemacht: sie schaffte es zum ersten Mal, einen ganzen Abend lang mal keinen Witz über über den Papst zu machen. Glückwunsch. Weiter so.
Viele Gesichter im Publikum kennt man nach einer Weile, Stammgäste machen einen guten Teil der Besucher aus. Um so ärgerlicher, wenn man einzelne Programme zum wiederholten Mal sieht. Bartuschka müsste nun das dritte Mal mit dem selben Act dort gewesen sein. Evi und das Biest mit einem Teilauftritt zum zweiten Mal. Wobei mich das bei letzteren weniger stört, weil ich die beiden wunderbar finde. Musikkabarett auf hohem Niveau, das immer wieder begeistert und sich sicher auch im Rahmen einer eigenen Veranstaltung lohnt.
Zwei allerdings brachten dieses Mal das Publikum wirklich zum Toben: Stand-up Comedian Javier Jarquin aus Neuseeland („I married a couple of months ago, and last night it suddenly happened: I called my ex-girlfriend's name during sex. OK, it was no problem, I was at her's“) und der New Yorker Street-artist David Deery („Isn't Biathlon really boring? One should pimp it up by combining it with other sports. Ski jumping for example. Biathlets could run and shoot ski jumpers“).
In Summe trotz allem wieder ein lohnenswerter Abend für Freunde des englischsprachigen Humors. Auch, weil die Atmosphäre so heimelig ist. Die meisten Künstler trifft man nach Vorstellungsende im Saal und kann mit ihnen plaudern. Nächstes Jahr gerne wieder.

Sonntag, 4. November 2012

"Skyfall"

Das Witzige an James Bond Filmen ist der (auch von den Produzenten) geschürte Erwartungsdruck (Hype?), so dass man jedes Mal genötigt werden soll, sich zu fragen "können die sich überhaupt noch steigern?". Nun. Die Antwort liefert vielleicht die "Kritik" des Magazins "Focus", der diesen neuen James Bond (der übrigens nichts mehr mit Fleming zu tun hat) als "BRILLIANT" bezeichnet....
Kurz: Oh jaaaaa, da ließe sich beim nächsten Mal verdammt vieles steigern!
Zum Beispiel würde die Entwicklung einer schlüssigen Story helfen.

Welcher Depp hat das Drehbuch verbrochen? Der erbeutete Laptop eines (natürlich!) Superverbrechers (bekannt dafür selbst die Netzwerke des Geheimdienstes zu hacken) wird zwecks Auslesens der Daten an....jawohl...unmittelbar an das zentrale Netzwerk des Mi6 angeschlossen. Völlig überraschend legt das darin verborgene Computervirus daraufhin alle Computer des britischen Geheimdienstes lahm. Aber der Hacker war freundlich, er kopierte auch eine Netzkarte des Londoner U-Bahn-Systems auf seinen Laptop, die das Mi6 dann anschließend zur Verfolgung des Gangsters nutzt. Ich würde dieser Karte sicher auch mehr trauen, als meinem eigenen Plan.

Bond will die verfolgte "M" schützen und kommt auf die glorreiche Idee, den Gangster an einen Ort in Schottland zu locken, nur ihn und seine Mannen, keine Polizei, wozu auch. Ein Signal macht er also nur für diesen sichtbar, damit der Mi6 die verfolgte "M" bloß nicht unterstützen kann. Ziel: Ein einsames Haus im Moor, rundherum kilometerlange Ebene mit maximal kniehohem Gebüsch, also sehr weiter Sicht. Waffen gibt es dort kaum, also wird in bester A-Team-Manier aus den vorhandenen Sachen etwas gebastelt, das Peng und Wumm macht. Der Böse kommt, fackelt das Haus ab, "M" wird von einem Freund durch einen 200m langen Tunnel unter dem Haus herausgeführt. Da es Nacht ist schalten die beiden (nur zur Erinnerung, sie ist die Chefin des britischen Geheimdienstes) munter eine Taschenlampe an, um nicht über ein Würzelchen im Moor zu stolpern. In nicht vorhersehbarer Aufmerksamkeit registriert Mr. Bösewicht, dass hinter dem Haus jemand mit Taschenlampe wegläuft. Leute.... oh wie blöd!!! Das sind Momente, wo ich zuhause den Fernseher aus- oder umschalte, weil ich nicht mit der mir vom Regisseur unterstellten Dummheit gelangweilt werden möchte. Dagegen ist "Zwei bei Kallwass" handwerklich schon fast Qualitätsarbeit zu nennen.

Der Film ist übrigens, wie man unschwer vermuten kann, im englischen Original sehr gut verständlich. Es ist ein  knackiger Actionfilm, wenn auch kein James Bond. Zu viel Verständnis der "Handlung" wirft hier nur unnötige Fragen auf.

Samstag, 3. November 2012

Funky winds

Das Windwerk Berlin gab wieder ein Konzert in der Emmauskirche in Kreuzberg. Als frühkindlich Blasorchestergeschädigter war ich vor ein paar Jahren (beim Vorgängerorchester) nur aus Freundlichkeit dabei (ein Freund spielt mit), denn eigentlich habe ich ein zu musikalisches Gehör, um schräge Bläser dauerhaft zu ertragen. Seit jenem ersten Mal jedoch bin ich regelmäßiger Genießer dieses sinfonischen Blasorchesters der (subjektiven) absoluten Spitzenklasse: ich ertrage die Bläser nicht nur, ich genieße sie! Dazu musste ich erst einmal dieses Orchester kennenlernen, um herauszufinden, dass es auch (Hobby-)Blasorchester gibt, die nicht schief spielen. Auch dieses Mal wieder eine wunderbare Aufführung, mein Favorit: "Fanfare And Funk", um mich herum konnte keiner stillsitzen, alle wippten im Takt herum. Nur die "Sinfonia V", ...nun ja, sagen wir mal, ich habe sie nicht verstanden. Spielerisch, wie alle Stücke, exzellent. Aber da hätte ich doch lieber stattdessen ein funkiges Stück mehr gehört.
Ich freue mich schon auf das nächste Konzert im März!